Die Phase des Verliebtseins ist zwar nur von bestimmter Dauer, aber wohl auch ausschlaggebend dafür, dass wir auch nach einer Enttäuschung immer wieder den Versuch wagen und uns auf einen anderen Menschen einlassen. Einer Liebe und Beziehung geben wir durchaus manchmal mehr als eine zweite Chance. Die Gefühle sind atemberaubend und manchmal kaum in Worte zu fassen. Die Intensität der Empfindungen ist kaum mit etwas anderem vergleichbar. Wir blühen innerlich und äußerlich auf. Glänzende Augen, ein Lächeln auf den Lippen und eine schier unbändige Kraft sind nur einige der Begleiterscheinungen.
Doch wie bereits erwähnt, ist dieser Zustand am Anfang nur von einer zumeist kurzen Dauer, denn irgendwann setzt sich die Realität und damit verbunden der Alltag durch. Das Leben geht ja in all seinen Facetten weiter. Und so kommen wir nicht umhin, dass wir im Laufe der Zeit unsere rosarote Brille ablegen und der Partner/die Partnerin, uns so erscheint, wie er/sie wirklich ist. Leider können dabei auch dunkle Facetten zutage treten, mit denen wir uns nur schwer anfreunden oder arrangieren können, wie beispielsweise die Kontrollsucht.
Was steckt hinter der Kontrollsucht?
Die Kontrollsucht gilt als übertriebene Form der Eifersucht. Es ist eine Art von Zwang im übermäßigen Ausmaß. Der Betroffene wird von dem Wunsch nach vollständiger Kontrolle über den Partner/die Partnerin beherrscht. Von Experten wird sie als eine der größten Beziehungskiller gesehen. Dahinter werden Beklemmungen und Unsicherheiten vermutet, die möglicherweise in der Kindheit oder späteren negativen Erfahrungen ihren Ursprung haben. Daraus resultiert ein mangelndes Vertrauen. Im Laufe der Partnerschaft können beim Betroffenen Verlust-Gefühle entstehen, weil er sich zum Beispiel nicht im Leben des Partners mit einbezogen sieht oder meint zu wenig Zuwendung oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Mit den verschiedenen Gefühlen sind zumeist auch Gedanken verbunden, sich vor Enttäuschungen oder unschönen Erfahrungen schützen zu wollen.
Mit seinem Kontrollgehabe begibt sich der Betroffene in einen Kreislauf, der meistens genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er mit seinem Verhalten eigentlich verbindet. Es lässt sich eine Verhaltensweise von stetig wachsender Eifersucht erkennen. Anfänglich werden Telefonate, Nachrichten und Menschen hinterfragt, selbst wenn diese Sorgen sich immer wieder als unbegründet erweisen. Als Zwang jedoch kann nicht davon abgelassen werden. Neben der Kontrolle von Kleidungsstücken, Handy und E-Mails wird irgendwann dann auch zur direkten Kontrolle des Partners/der Partnerin übergegangen. Ist es wirklich ein Besuch im Fitnessclub oder im Kino? Was steckt hinter dem Essen mit Arbeitskollegen? Freunde, Kollegen oder gar neue Bekannte werden als potenzielle Feinde eingestuft, denn es könnte ja auch eine Affäre sein.
Schafft der Betroffene es durch sein Verhalten nicht, dass der Partner nur noch mit ihm gemeinsam etwas unternimmt, werden nicht nur Kontrollanrufe, sondern auch das Verfolgen in Echtzeit zur Normalität. Jedwede Situation oder Nichterreichbarkeit scheinen die eigenen Gedanken zu bestätigen. Unmerklich steigert sich der Druck, der auf den anderen ausgeübt wird, um Schuldgefühle zu erzeugen. Im schlimmsten Fall kann dies auch in körperlicher Gewalt ausarten. Im Ergebnis schlägt beim Opfer irgendwann die Liebe in Wut oder Hass um und der geliebte Mensch wird zum Feind. Das Einengen führt zur Entfremdung, wodurch Liebe und Zuneigung verloren gehen. Es tritt also genau das ein, wovor sich der Täter eigentlich fürchtet.
Sich aus dem dunklen Kreislauf befreien
Im Laufe einer Partnerschaft können durchaus alltägliche Dinge für Konflikte sorgen, die sich im Normalfall jedoch schnell wieder bereinigen lassen. Kommt es jedoch zu Problematiken, die zum täglichen Begleiter werden und nicht nur die Partner, sondern auch die Liebe und Beziehung belasten, gilt es aktiv zu werden, wenn man die Verbindung retten möchte. Geht es um Kontrollsucht oder eine andere Form der Eifersucht, gilt es die Motivation und die damit verbundenen Ursachen, worauf dies Verhalten basiert, zu erkennen und zu analysieren. Dies ist meist nicht mit einem einfachen Gespräch getan, da beide Partner ja auf eine gewisse Art und Weise involviert sind. Hier sollte auf externe Unterstützung durch einen Experten gesetzt werden.
Durch die Funktion eines Vermittlers kann so Schritt für Schritt und neutral eine Aufarbeitung erfolgen, die Voraussetzung dafür ist, das Kontrollgehabe aus seinem Leben zu streichen. Wichtig ist natürlich, dass sich der Betroffene seine Kontrollsucht bewusst macht und diese als Ist-Zustand annimmt. Zusätzlich bedarf es natürlich eines festen Willens, der tief im Inneren vorhanden sein muss. Halbherzigkeiten dürften hier leider nicht zum Erfolg führen. Und auch der Partner/die Partnerin, muss bereit sein, diesen Weg zu gehen mit Verständnis, Vertrauen und Zuneigung, auch wenn es durchaus mal holprig werden kann.
Wenn es heißt, die Reißleine zu ziehen
Leider ist nicht allen Fällen ein positives Ergebnis zu verzeichnen. Bei tief sitzenden Problemen oder fehlender Ernsthaftigkeit kann es sein, dass nach einiger Zeit die Kontrollsucht wieder die Oberhand gewinnt. In diesem Fall dürfte eine Trennung der einzig richtige Weg sein, um sich als Opfer zu schützen und aus diesem Albtraum zu befreien. Auf Dauer kann solch eine Belastung durchaus dazu führen, dass das Selbstvertrauen, aber auch die eigenen Kraftreserven irgendwann gegen null gehen, was durchaus in seelische Probleme münden kann.
Und auch die Trennung selbst kann zur Zerreißprobe werden. Eifersüchtige beziehungsweise kontrollsüchtige Personen tendieren in dieser Phase dazu, der Partnerin/dem Partner das Leben so schwer wie möglich zu machen, sei es durch Manipulation, Verunsicherung oder emotionaler Erpressung. Ist eine Trennung unausweichlich, so heißt es diese Entscheidung praktisch nicht weiter vor sich her zu schieben. Nach diesem Schritt ist Konsequenz das A und O, um sich nicht wieder einwickeln zu lassen, denn auch dieses Verhalten beherrschen solche Menschen sehr gut. Also, weder persönlichen noch telefonischen Kontakt zulassen, kappen der Verbindung in sozialen Medien und jeglichen Begegnungen aus dem Weg gehen.
Unterstützung von Freuden und Familie sind wichtig. Erscheint dies nicht ausreichend, sollte von außenstehender Unterstützung Gebrauch gemacht werden. Wichtig ist, Stück für Stück wieder in sein eigenes Leben und seinen eigenen Rhythmus zu finden, auch wenn dieser Weg nicht einfach erscheint - es lohnt sich! Irgendwann werden auch Liebe und Beziehung wieder zum Thema werden.
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